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Sexualisierte Gewalt gegen Männer ist verbreiteter, als die meisten denken. Aus diesem Grund hat die Diözese Rottenburg-Stuttgart an der Psychologischen Beratungsstelle „Ruf und Rat“ in der Landeshauptstadt eine Anlaufstelle für Männer mit Missbrauchserfahrung eingerichtet.
Das Bewusstsein, dass Männer von sexualisierter Gewalt betroffen sein können, gibt es in der Gesellschaft bisher wenig bis gar nicht. Um die Betroffenen, deren Angehörige und alle Interessierten auf das Hilfsangebot von „Ruf und Rat“ aufmerksam zu machen, müssen Männer als Opfer in das öffentliche Bewusstsein rücken.
Viele von sexuellen Grenzverletzungen betroffene Männer deuten diese falsch oder verharmlosen sie. Suchen sie dennoch Hilfe, werden sie oft nicht ernst genommen. Ein Grund dafür sind Geschlechterklischees, die Männer zum Beispiel als dominant definieren. Aber: sexualisierte Gewalt gegen Männer ist trauriger Alltag.
Um das Tabu zu brechen, starten wir eine Kampagne mit dem Ziel, Opfer anzusprechen. Zentrales Hashtag und Name der Website wird #MEnToo. In einer Printkampagne machen wir die Größe des Problems sichtbar. Wenn alle von sexualisierter Gewalt betroffenen Männer zu einem Stuhlkreis zusammenkämen, wäre kein Stadion der Welt groß genug! Weitere Motive zeigen, dass hinter jedem einzelnen Mann im virtuellen Stuhlkreis eine Tragödie steckt.
Die Keyvisual-Serie wird über Plakate, Poster, Banner und Social Media ausgespielt und führt Opfer auf die eigens eingerichtete Website www.men-too.de. Hier bekommen die Betroffenen und deren Angehörige Zuspruch, wertvolle Informationen und die Einladung zur konkreten Hilfe.
Der Erfolg der Website ist von Anfang an so beeindruckend, wie schockierend. Denn schnell wird die Beratungsstelle von tausenden Anfragen überrollt. Betroffene, die sich ihres Opferstatus bewusstwerden. Leidende, die den Mut aufbringen, nach Unterstützung zu fragen. Und Angehörige, die verstehen und helfen wollen. Die Einladung zu einem virtuellen Stuhlkreis bringt viele scheinbare Einzelschicksale zusammen – und ein sträflich unterschätztes Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
