Interaktive Brille gegen Schwachsichtigkeit

Erinnert ihr euch auch noch an die Kinder, die eine Brille tragen mussten, auf der ein Brillenglas mit einem Pflaster abgedeckt war? Das sah ziemlich uncool aus. Oft wurden die Kinder deswegen auch auf dem Schulhof gehänselt. Künftig könnte eine interaktive Brille das Pflaster ersetzen.

Die funktionale Sehschwäche eines Auges ist eine häufige Ursache für Sehbehinderungen bei Kindern. Üblicherweise wird die Schwachsichtigkeit durch Abdecken des besseren Auges mit einem verdunkelnden Pflaster therapiert. Das geschädigte Auge wird auf diese Weise trainiert, das Gehirn nimmt dessen Signale an.

Nachteile dieser auch als Okklusionstherapie bezeichneten Methode sind das eingeschränkte räumliche Sehen und die Stigmatisierung durch das Pflaster. Häufig lehnen Kinder ein solches Pflaster ab und tragen es nicht. So verfehlt die Therapie natürlich ihr Ziel, denn der Erfolg der Behandlung hängt von der Okklusions-Tragezeit ab.

Das Projekt InsisT testet eine interaktive Brille

Im Rahmen des Projekt InsisT wollen die Projektpartner die Behandlung kleiner Kinder entscheidend vorantreiben. Auch die Therapieadhärenz soll die interaktive, kontextsensitive Shutterbrille mit sensorischem Feedback verbessern. Mit der neuen Technologie lässt sich die Abdeckung des Auges situationsbedingt steuern, bei bewegungsintensiven Aktivitäten kann sie ausgesetzt werden, um Unfälle aufgrund eines fehlenden räumlichen Sehvermögens zu vermeiden.

Zu den Projektpartnern gehören die Augenklinik Sulzbach, die BEO MedConsulting Berlin GmbH, das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, St. Ingbert sowie die Novidion GmbH, Köln (Koordinator). Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF.

Was ist eigentlich eine Shutterbrille?

Illustration eines Männchens mit Shutterbrille und Popcorn
©Pixabay

Jeder, der sich schon mal einen 3D-Film angesehen hat, hatte vermutlich schon mal so eine Brille auf der Nase. Shutterbrillen sind spezielle Brillen, bei denen die Gläser aus zwei Flüssigkristallflächen bestehen (je eine für das linke und rechte Auge), die elektronisch zwischen durchlässig und undurchlässig umgeschaltet werden können. Damit lässt sich wahlweise das linke oder das rechte Auge abdunkeln.

Und dasselbe Prinzip macht sich auch die interaktive Brille zunutze.

Wie funktioniert diese interaktive Brille genau?

Die Verdunkelung der LCD-Gläser erfolgt elektronisch – der Verdunkelungseffekt entsteht durch das Ein- und Ausschalten der integrierten Flüssigkristalle. Der Takt der Okklusion lässt sich steuern und individuell anpassen – ein Vorteil gegenüber der bisherigen Therapie mit dem Okklusionspflaster.

Für die Steuerung der Brille sorgt eine multimodale Sensorik, die sich in den Brillenbügeln befindet:

  • Hautkontaktsensoren prüfen den korrekten Sitz des Systems und geben den Nutzern ein kindgerechtes Feedback. Das soll die Akzeptanz der Therapie erhöhen. Die Beteiligten erhoffen sich so, die kleinen Patienten zum permanenten Tragen der Brille zu motivieren.
  • Ein Beschleunigungssensor erkennt Bewegungsmuster. Er unterscheidet dabei verschiedene Aktivitäten wie stehen, liegen, sitzen, gehen, laufen, springen, Fahrradfahren und Treppe steigen. Bei bewegungsintensiven Aktivitäten wie beim Sport schaltet sich die Ansteuerung der LCD-Gläser automatisch ab. Dadurch ist die Verdunkelung deaktiviert und das volle räumliche Sehvermögen gewährleistet. Das dient der Sicherheit und soll Unfälle vermeiden.

Die Sensoren überwachsen also der Tragezustand, die Trageposition, die Tragedauer und die Okklusionszeiten der LCD-Brillengläser. Die Brille überträgt dabei die Daten in Echtzeit per Bluetooth auf eine Smartphone-App und anschließend in eine Datenbank. Sämtliche Informationen laufen in einer digitalen Patientenakte zusammen. Diese datenschutzkonforme Webanwendung ist für den behandelnden Augenarzt zugänglich, der den Therapieverlauf kontrollieren, anpassen und optimieren kann. Der Arzt erfährt so, ob und wann die Kinder die Brille tragen. Das ist mit der bisherigen Pflaster-Methode nicht möglich. Ziel dieses Vorgehens ist es einerseits, die Therapie(treue) der Kinder zu überwachen. Andererseits wird so eine möglichst individualisierte Behandlung möglich.

Ein Funktionsmuster der Brillenelektronik präsentieren Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik IBMT gerade auf der Medica. Erste Tests mit schwachsichtigen Kindern sind für das zweite Quartal 2019 geplant. Zum Projektende  soll eine Validierungsstudie den medizinischen Nutzen belegen.

Mein Fazit

Bis zur Marktreife geht sicherlich noch viel Zeit ins Land. Aber das ist defintiv ein sehr interessanter Ansatz. So macht man Kindern mit Schwachsichtigkeit die Therapie mit Hilfe dieser innovativen Brille schmackhaft. Die Studie muss allerdings erst noch zeigen, ob sie die Akzeptanz dieser Behandlung tatsächlich steigern kann.

Einen weiteren spannenden Beitrag von der Medica 2018 findest du hier.

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Früherkennung und Therapie von Parkinson Symptomen mit Emotional und Audio Intelligence?

Wenn man audEERING und Emteq glauben darf, dann ja. Denn beide Unternehmen haben offensichtlich zusammen eine Lösung gefunden, Parkinson Symptome zuverlässig frühzeitig zu erkennen und Patienten optimal medikamentös einzustellen. Dabei wird die Sprachanalyse-Technologie von audEERING in die Wearables von Emteq integriert. Die dadurch mögliche, kontinuierliche Beobachtung der Symptome durch Hören und Sehen macht eine individuell auf den Patienten zugeschnittene Behandlung möglich.

Audio Intelligence – zwischen den Zeilen hörenParkinson-HealthcareHeidi-02

audEERING hat sich seit 2012 auf die maschinelle Wahrnehmung von Informationen basierend auf der menschlichen Sprache spezialisiert. Konkret geht es dabei um den Gemütszustand des Sprechers. Also nicht was, sondern vor allem wie es gesagt wurde. Audio Intelligence (AI) entschlüsselt Sprachsignale und gewinnt daraus Erkenntnisse über den Zustand, in dem sich der Sprechende befindet. Kurz: wann, wie und unter welchen Umständen etwas gesagt wurde.

50 Sprechzustände und Emotionen können heute schon analysiert werden. Wut, Angst, Trauer, Ablehnung, …. Im kommerziellen Bereich wird AI heute schon in Call Centern eingesetzt, um Telefongespräche zu analysieren. Im Automobil-Bereich gibt es Entwicklungen, um den Zustand des Fahrers zu erkennen – Müdigkeit, Trunkenheit, Aggression. Und im Musikbereich, um emotionale Playlisten zu erstellen.

Audio Intelligence und Parkinson

Das entwickelte AI-Modell erkennt automatisch und mit hoher Genauigkeit bereits Monate vor dem Auftreten anderer Symptome Veränderungen in der Stimme Betroffener. Zum Beispiel kleinste Sprechausfälle, die durch die Lähmung der Kehlkopfmuskeln ausgelöst werden. Dank dieser maschinellen Intelligenz können dem Arzt in Echtzeit grundlegende Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie neurokognitiver Krankheiten geliefert werden.

Emteq

Emteq integriert die Stimmanalyse in seine Wearables. Diese interpretieren den Gesichtsausdruck und die Bewegungen eines Patienten, um so relevante Biomarker zu liefern. Für die Beobachtung von Parkinson-Symptomen hat Emteq zum Beispiel eine smarte Brille entwickelt, die die wichtigsten physischen Indikatoren der Krankheit aufzeichnet und interpretiert.

Durch die Kombination beider Technologien, nämlich der Audio- und Emotionsanalyse, würde nun ein neuer Standard beim Monitoring von Schlüsselsymptomen im medizinischen Bereich gesetzt. So könnten wertvolle Informationen für die zuverlässige Früherkennung von Parkinson-Symptomen gewonnen werden.

Emteqs smarte Brille wird im ersten Halbjahr 2019 in einer klinischen Studie getestet.

Mein Fazit

Unter den vielen Einsatzbereichen der intelligenten Audio-Analyse finde ich diesen Ansatz zur frühzeitigen Diagnostik von neurokognitiven Krankheiten neben dem Einsatz im Automobil-Bereich wirklich herausragend. Die Kombination mit visuellen Analyse-Gadgets hat Charme.

Aktuell gibt es auch keine Methode für behandelnde Ärzte, den Erfolg der Behandlung eines Parkinson-Patienten kontinuierlich und objektiv nachzuverfolgen. Die richtige Einstellung der Medikation basiert in der Regel auf dem subjektiven Feedback des Patienten und ist häufig ein schwieriger und langwieriger Prozess. Mit der Technologie von Emteq und audEERING könnte – neben der Früherkennung – eine zuverlässige Beobachtung der Symptome gewährleistet werden und dem Patienten somit Lebensqualität zurückgegeben werden. Das wäre ein echter Fortschritt.

https://scienceofparkinsons.com/2018/10/10/glasses/#more-51998

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Über das Thema Stimmanalyse zur Erkennung von psychischen und neurologischen Erkrankungen, habe ich im Zusammenhang mit dem Berliner Unternehmen PeakProfiling und der Charité Universitätsklinik Berlin auch im Sommer 2018 berichtet. http://www.healthcareheidi.de/2018/07/24/stimmanalyse-der-klang-der-seele/

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Schwamm saugt Zytostatika aus Blut

Eine Therapie mit Zytostatika soll Krebszellen abtöten. Leider werden bei so einer „Chemo“ aber immer auch gesunde Zellen geschädigt. Ein winzig kleiner Schwamm soll Zytostatika aus dem Blut von Krebspatienten filtern und so die Nebenwirkungen reduzieren.

Die Idee der Forscher zu diesem Schwamm ist so einfach wie genial.

Über ein Blutgefäß fließt das Zytostatikum zum Tumor, wo es seine Wirkung entfalten kann. Was der Tumor nicht aufnimmt, fließt über ein anderes Gefäß aus dem Tumor wieder raus in die Blutbahn. Hier platziert kann nun ein kleiner Schwamm das nicht mehr benötigte Medikament aufsaugen und so aus dem Blut herausfiltern. Weniger Zytostatikum im Blut des Menschen ist gleichbedeutend mit weniger Nebenwirkungen für den Organsimus, so die Annahme der Forscher.

Dieser Schwamm ist ein Medizinprodukt, das aus dem 3-D-Drucker kommt. Es enthält ein nanostrukturiertes, schwammartiges Polymer, das spezifisch das Zytostatikum Doxorubicin aufsaugen kann. Blutzellen können den Filter problemlos passieren.

Erste Ergebnisse

Bislang fanden Test mit dem Schwamm nur bei Tieren statt. Die Ergebisse wurden gerade in ASC Central Science veröffentlicht:

Bei Schweinen extrahierte der Schwamm nach einer Injektion von Doxorubicin 64 % des Zytostatikums aus dem Blut. Schädliche Nebeneffekte gab es dabei nicht.

Eine weitere Überlegung der Wissenschaftler ist die, dass mit Hilfe des Schwamms die Zytostatika-Dosis, der die Tumorzellen ausgesetzt sind, sogar noch erhöht werden könnte, ohne den Körper dabei zusätzlich zu belasten. Die Forscher wollen das Prinzip zunächts bei Leberkrebs weiter entwickeln. Aber es ist durchaus denkbar, den Schwamm bei der Therapie aller solider Tumoren einzusetzen, wenn sie auf ein bestimmtes Organ beschränkt sind.

Mein Fazit zum Schwamm

Das da noch nicht schon viel früher jemand drauf gekommen ist mag man sich bei dieser Erfindung denken. Aber jetzt muss sie ja erst einmal zeigen, ob sie auch beim Menschen funktioniert und was sie am Ende tatsächlich bringt. Die ersten Ergenisse sind auf jeden Fall schon vielversprechend.

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Neurostimulation zur Migräne-Therapie?

Die Migräne, altgriechisch hēmikrānía. Ein „halbschädliger“ Schmerz – von hēmi, halb, und kraníon, Hirnschale. Die DMKG spricht von 350.000 Migräneanfällen täglich in Deutschland. Das Krankheitsbild ist vielgestaltig, mit und ohne Aura. Typischerweise ist es periodisch wiederkehrend, anfallartig, pulsierend und gerne auch von zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Geräuschempfindlichkeit etc. begleitet.

Migräne-Therapie

Klassisch zur Akutbehandlung: Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Paracetamol und Mittel gegen Übelkeit. Außerdem spezielle Migränemedikamente (Triptane und Ergotamine). Verbunden mit Ruhe, abgedunkelten Räumen, Pfefferminzöleinreibungen oder autogenem Training. Jeder Migräne-Patient hat hier seine passende (Begleit)Therapie.

Was aber kann man prophylaktisch tun? Um die Schwere der Migräne-Attacken zu senken? Attacken ganz zu vermeiden? Antiepileptika, Calciumantagonisten, Betablocker…. Nichtmedikamentös: Akupunktur, Yoga, autogenes Training, Ausdauersport, Biofeedback. Und:

Die Neurostimulation Neurostimulation zur Migräne-Therapie-HealthcareHeidie-02

Studien belegen, dass die elektrische Nervenstimulation durchaus eine wirksame Option im Rahmen einer Migräne-Therapie sein kann. Prophylaktisch oder im Akutzustand. Denn die Neurostimulation manipuliert im zentralen und peripheren Nervensystem die Nerven, die direkt oder indirekt an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind.

Verschiedene Systeme – Verschiedene Methoden – Verschiedene Nerven

Die Systeme zur Neurostimulation sind unterschiedlich und gliedern sich in invasive und nicht-invasive Ansätze. Ihnen allen liegt zugrunde, dass über Elektroden schwache Stromimpulse gezielt an Nerven abgegeben werden, um so deren Aktivität zu verändern. Auf diese Weise lassen sich Migräne-Episoden oder auch die Schmerzintensität reduzieren. Welche Nerven stimuliert werden, hängt vom Verfahren ab.

Die Stimulation des Nervus occipitalis major ist z. B. eine invasive Methode, bei der ein Gerät in den Brust- oder Gesäßmuskel implantiert wird. Das wiederum sendet über ein Kabel Impulse an Elektroden, die im Nacken des Patienten subkutan platziert sind. Diese stimulieren kontinuierlich den großen Hinterhauptnerv.

Ein anderes, invasives Verfahren stimuliert den Nervenknoten im Gesicht, der Nervenfasern zu Auge und Nase leitet: der Ganglion sphenopalatinum. Aktuelle Ergebnisse einer randomisierten, kontrollierten Pathway-CH1-Studie belegen, dass zweidrittel der Patienten von einer Attackenkupierung profitieren. Erste Langzeitdaten belegen außerdem einen Rückgang der Attackenfrequenz1.

Nicht-invasive Methoden

Eine doppelblinde, plazebokontrollierte Studie von Schoenen J. et. al zeigt, dass auch eine nicht-invasive, oberflächliche Stimulation der Nerven zur Migräne-Behandlung effektiv sein kann. Die Stimulation des Nervus supraorbitalis innerviert die Stirngegend und reduziert signifikant die Anfallshäufigkeit2. Die Behandlung kann zuhause durchgeführt werden. Ein Reif mit Elektroden wird wie ein Stirnband auf die Stirn gezogen und ist mit einem Gerät, über welches die Impulse gesteuert werden, verbunden.

Eine weitere, nicht-invasive Methode ist die Stimulation des Vagusnerv. Er ist der größte Nerv des Parasympathikus und reguliert die Tätigkeit fast aller inneren Organe. Er verläuft vom Gehirn über den Hals bis in den Bauchraum. Studiendaten deuten darauf hin, dass die Vagusstimulation bei Migräne und Clusterkopfschmerz wirksam ist3. Das zur Stimulation verwendete Gerät wird an den Hals angelegt, die Stimulationsstärke so eingestellt, dass der Anwender eine moderate Muskelkontraktion verspürt.

Über den Einsatz des Gerätes gammaCoreTM zur Vagusnervstimulation habe ich bereits Ende 2017 berichtet4. Die zweite Generation des gammaCoreTM wird inzwischen über das Unternehmen electroCoreTM vertrieben.

Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Bonn5

Mein Fazit

Ob eine invasive oder nicht-invasive Behandlung eine geeignete Behandlungsmethode ist, sollte grundsätzlich ein Facharzt entscheiden. Meines Erachtens sollte nicht-invasiven Methoden der Vorzug gegeben werden. Eingriffe in den Körper, wie Implantationen, sind immer mit Risiken behaftet und belasten den Körper zusätzlich. So kann es z.  B. zu Verletzungen von Nerven und Gefäßen kommen, das Implantat kann sich verschieben, die Wunde entzünden.

Experten beurteilen die transkutanen Verfahren als vielversprechend. Leider ist die wissenschaftliche Evidenz hier aber immer noch nicht gut. Die nicht-invasiven Systeme sind i.d.R. alle einfach in der Anwendung, die Kosten übersichtlich und die Behandlung praktisch schmerzfrei; und, im Vergleich zur medikamentösen bzw. invasiven Therapie, nebenwirkungsarm. Dennoch: Stimulationsverfahren sollten grundsätzlich nicht auf eigene Faust angewendet werden. Auch gibt es Personengruppen, bei denen eine Neurostimulation über elektrische Impulse nicht angezeigt ist, wie z.B. bei Menschen mit Herzschrittmacher oder Menschen mit Epilepsie.

Bleibt noch die Frage nach den Kosten. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Therapiekosten, wenn bisherige Behandlungsmethoden erfolglos blieben. Privatpatienten sollten die Kostenübernahme im Vorfeld mit ihrer Kasse abklären.

1 Böger A, Terheyden H. Schmerzmedizin 2017; 33: 27–31

2 Schönen J. et.al, Neurology. 2013 Feb 19;80(8):697-704. doi: 10.1212/WNL.0b013e3182825055. Epub 2013 Feb 6.

3 The Journal of Headache and Pain / PRESTO study

4 http://www.healthcareheidi.de/2017/11/10/lindert-nervenstimulation-am-hals-migraene-anzeige/

5 Universität Bonn „Von außen Migräne abschalten

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Nanoroboter als Transportmittel für Medikamente

Die Idee, Medikamente ganz gezielt an einen bestimmten Ort im Körper zu transportieren, treibt Forscher schon lange um. Die Rede ist hier aber nicht von „targeted therapies“. Heute geht es um winzig kleine Nanoroboter, die man ganz gezielt durch den Körper navigieren kann. Diese können künftig Menschen mit schwerwiegenden Infektionen helfen, Medikamente gezielt an schwer zu erreichende Körperstellen zu transportieren.

Forscher am Max Planck Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart haben Nanoroboter in Form 500 nm breiter Propeller entwickelt, die erstmals in der Lage sind, dichtes Gewebe zu durchschwimmen.

Um überhaupt mal eine Vorstellung davon zu bekommen, wie winzig klein diese Roboter sind, kommen hier mal ein paar Beispiele zum Vergleich:

  • Mensch: etwa 2 Milliarden nm
  • 5 Zentimeter: 50 000 000 nm
  • Haar: etwa 10 000 nm
  • Zelle: mehrere 1000 nm
  • Kleine Viren: etwa 100 nm
  • Hämoglobin: etwa 5 nm

Wie funktionieren diese Nanoroboter?

Die Nanoroboter sind antihaftbeschichtet, damit sie sich gut durch dichtes Gewebe bewegen können. Ihre Propellerform ermöglicht ihnen eine schraubenartige Fortbewegung.

Die Steuerung erfolgt magnetisch. Dafür haben die Wissenschaftler den Nanopropellern Eisenpartikel eingebaut. So kann man die kleinen „Transportfahrzeuge“ von außen mit Hilfe von umliegenden Magnetfeldern zum gewünschten Ziel bugsieren.

Illustration - So kommen die Nanoroboter zum Ziel
© Max Planck Institut für Intelligente Sytsteme

Sind die Nanoroboter schon im Einsatz?

Bisher wurden die Nanopropeller nur an einem sezierten Schweineauge in der Tübinger Augenklinik getestet. Mit einer kleinen Nadel injizierten die Forscher Zehntausende der schraubenförmigen Roboter in den Glaskörper des Auges. Mit Hilfe umliegender Magnetspulen, die die Nanopropeller drehen und damit nach vorne projizieren, schwammen diese dann in einem Schwarm zielgerichtet zur Netzhaut. Die Fortbewegung der Propeller beobachteten die Forscher mit Hilfe der optischen Kohärenztomographie, einer klinisch zugelassenen Bildgebungstechnik, die in der Diagnostik von Augenerkrankungen weit verbreitet ist.

Als nächstes ist geplant, dass die Minitransporter mit Medikamenten beladen werden können. Die Forscher sind sich sicher, dass das schon in nicht allzu weiter in der Zukunft möglich sein wird.

Mein Fazit

Die Nanoroboter könnten in Zukunft als minimal-invasive Behandlung Menschen helfen, bei denen der Problembereich nur schwer zugänglich bzw. von dichtem Gewebe umgeben ist. Beispielsweise schwere Weichteilinfektionen in tiefer gelegenen Strukturen des Körpers müssen bislang nämlich oft invasiv behandelt werden. Derartige Eingriffe belasten die Patienten, die meist eh schon in einem schlechten Gesundheitszustand sind, erheblich. Daher wären diesen Mini-Medikamenten-Vehikel ein großer Schrittnach vorn in der medizinischen Versorgung schwerkranker Menschen.

Das MPI ist übrigens schon seit längerer Zeit am Thema Miniroboter dran. Daher interessiert dich vielleicht auch dieser Beitrag von Elke.

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Sleepio – ein digitales Schlafhelferlein

Ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir, sagt man so landläufig. Wohl dem, der immer gut in den Schlaf findet, gut durchschläft und dann morgens bestens erholt aus den Federn springt. Leider ist ein guter und erholsamer Schlaf längst nicht jedem vergönnt. Die Online-Schlafhilfe Sleepio verspricht Abhilfe.

Die Prävalenz von Schlafstörungen in der deutschen Erwachsenenbevölkerung wird mit knapp 6% als hoch und als gesundheitspolitisch bedeutsam angesehen.[1] Schlafstörungen sind mit einem erhöhten Risiko für eine Vielzahl psychischer und somatischer Gesundheitsstörungen verbunden. So haben Insomnie-Patienten eine deutlich erhöhte Mortalität gegenüber „Normal“-Schläfern. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass zu wenig Schlaf offenbar eine altersunabhängige Dosis-Wirkungs-Beziehung zu Übergewicht und Adipositas, Bluthochdruck sowie zum metabolischen Syndrom aufweist.[2]

Als nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten haben sich unter anderem psychoedukative Maßnahmen wie die Vermittlung „schlafhygienischer“ Regeln und die Umbewertung dysfunktionaler schlafbezogener Gedanken die Konfrontation mit den auslösenden schlafbehindernden Situationen sowie das Erlernen von Entspannungstechniken bewährt.

Eine neue Option stellt Sleepio, eine voll automatisierte und algorithmenbasierte kognitive Verhaltenstherapie (KVT) zur Insomnie-Behandlung dar.

So funktioniert Sleepio

Zuerst wird mittels eines Online-Tests der persönliche Schlaf-Score ermittelt.

Dann werden Patienten von einem Avatar, „The Prof“ genannt, durch sechs virtuelle Sitzungen mit einer Dauer von rund 20 Minuten geleitet. Anhand von mehreren Fragen reagiert das KVT-basierte Programm individuell auf die Bedürfnisse und Probleme der Patienten und kann ihnen so Wege aus der Schlaflosigkeit weisen.

Die Patienten sollen ein Schlaftagebuch führen und ihre Fortschritte darin dokumentieren. Unterstützung bekommen sie auf Wunsch von anderen, bereits fortgeschrittenen Teilnehmern.

Wie gut wirkt Sleepio?

Sleepio wurde inzwischen in mehreren klinischen Studien getestet.

In einer ersten placebokontrollierten Studie erwies sich die Online-KVT als signifikant wirksamer: 76% der Studienteilnehmer erreichten damit einen gesunden Schlaf.[3]

In einer aktuellen Studie wurde nun an 1711 Teilnehmern untersucht, ob das Programm auch Auswirkungen auf die funktionelle Gesundheit, das psychische Wohlbefinden und die schlafbezogene Lebensqualität hat.[4]

Die Teilnehmer wurden dafür von einem webbasierten Tool randomisiert auf zwei Gruppen verteilt:

  • Die einen durften sich eine Broschüre zur richtigen Schlafhygiene herunterladen (Kontrollgruppe). Ihnen wurde nach einem halben Jahr Sleepio angeboten.
  • Die anderen bekamen von Anfang an einen Onlinezugang für Sleepio, den sie zwölf Wochen lang nutzen konnten.

Das Ergebnis der Studie:

Der globale Gesundheitszustand hatte sich nach Angaben der Patienten nicht wesentlich verändert.

Verbessert hat sich das psychische Wohlbefinden: Der WEMWBS-Wert stieg mit der Online-KVT von 43,1 auf 48,6 Punkte, mit der Broschüre nur auf 45,3 Punkte. Die Effektstärke war mit 0,38 aber doch eher gering.

Erhebliche Unterschiede zeigten sich bei den Insomnie-bedingten Beeinträchtigungen. So sank der GSII-Wert in der KVT-Gruppe innerhalb eines halben Jahres von 88 auf 43 Punkte, mit der Broschüre nur auf 63 Punkte.

Depressionen, Ängste, Müdigkeit und kognitive Probleme waren nach einem halben Jahr mit der Online-KVT geringfügig schwächer ausgeprägt als mit der Broschüre. Die Fatigue reduzierte sich deutlich stärker.

Mein Fazit

Grundsätzlich können Online-Verhaltenstherapien sicher eine ganz gute Option für Menschen sein, die die sich sonst keiner zeitintensiven persönlichen Psychotherapie unterziehen würden.

Sleepio hat in der jüngsten Studie gezeigt, dass das Programm den Schlaf deutlich verbessern kann. Der Effekt darüber hinaus auf das psychische und körperliche Wohlbefinden hingegen hält sich allerdings in Grenzen. Ob sich die Teilnahme an Sleepio nun am Ende rechnet, muss jeder Teilnehmer für sich selbst entscheiden.

 

[1] Schlack R et al. Häufigkeit und Verteilung von Schlafproblemen und Insomnie in der deutschen Erwachsenenbevölkerung Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) Bundesgesundheitsbl 2013;56:740–748

[2] Grandner M et al. Problems associated with short sleep: bridging the gap between laboratory and epidemiological studies. Sleep Med Rev 2010;14:239–247.

[3] Espie et al. (2012) SLEEP;35(6).

[4] Colin A. et al. Effect of Digital Cognitive Behavioral Therapy for Insomnia on Health, Psychological Well-being, and Sleep-Related Quality of Life JAMA Psychiatry. Published online September 25

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MindDoc – Psychotherapie ohne Wartezimmer und Wartezeit?

Depressionen, Burnout und Essstörungen per Videochat behandeln? Eine Psychotherapie komplett im Online-Modus? Von zuhause oder unterwegs. Die private Schön Klinik aus Prien am Chiemsee ist mit Ihrem Angebot MindDoc vor fast einem Jahr an den Start gegangen.

Es kann jeden treffen

Zeitnot, Stress, Entfremdung, Zukunftsängste: Zahlreiche Ursachen bringen die Seele aus dem Gleichgewicht. Nach Angaben der DGPPN* ist mehr als jeder Vierte in Deutschland im Laufe eines Jahres betroffen. Unterm Strich: 45 Milliarden Euro direkte Gesundheitskosten und 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr.

Die Studie zur Gesundheit Erwachsenerdes Robert-Koch-Institut nennt als die drei häufigsten Störungsbilder Angststörungen, Depression und Störungen durch Alkohol- oder Medikamentenkonsum. Nahezu die Hälfte aller Betroffenen weist mehr als eine Erkrankung auf.

Psychische Erkrankungen haben Auswirkungen auf praktisch alle Lebensbereiche der Betroffenen und ihres Umfeldes. Sie sind stärker von Krankheiten, Sucht, Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit sowie Ausgrenzung und Selbstgefährdung betroffen.

Steigender Bedarf

Die Inanspruchnahme psychiatrischer und psychotherapeutischer Leistungen nimmt stetig zu. Laut DGPPN werden mehr als 90% der Betroffenen ambulant behandelt. Die Angebotsstruktur der ambulanten Versorgung konnte jedoch dem steigenden Bedarf bisher nicht ausreichend gerecht werden. Wartezeiten bis zu sechs Monate sind keine Seltenheit. Dabei gibt es große regionale Unterschiede in der Versorgungsdichte. Ein Konzept wie das der Schön Klinik hat also durchaus seine Berechtigung.

Online-Therapie MindDoc
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©Schön Klinik, Prien

Nach eigenen Angaben kann die Schön Klinik auf 30 Jahre psychotherapeutische Erfahrung zurückblicken. Diese wird nun seit nahezu einem Jahr mit dem Online-Angebot kombiniert. Die Vorteile: kurze Wartezeiten, bequeme Durchführung von Zuhause, psychotherapeutische Begleitung und zusätzliche, therapieunterstützende Online-Inhalte.

Mit der Anwendung können sich Patienten mit Depressionen, Essstörungen oder Burnout per Videochat und Textnachrichten von zu Hause aus behandeln lassen. Begleitend dazu bekommen sie verhaltenstherapeutische Übungen gestellt. Eine Sitzung dauert – wie beim niedergelassenen Therapeuten – 50 Minuten.

Nach Aussage der DGPPN ist das Risiko einer Fehleinschätzung vergleichbar mit dem bei einer Therapie von Angesicht zu Angesicht. Wichtig ist als Grundlage eine sorgfältige erste Diagnostik vor Ort.1

Kosten und Evaluation

Die Kosten entsprechen denen einer klassischen ambulanten Therapie. Die Online-Therapie ist allerdings noch keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Innovative Krankenkassen, die den Mehrwert erkannt haben, gibt es aber durchaus in Deutschland.

Wissenschaftlich evaluiert wird die MindDoc-Therapie durch die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München. Wissenschaftliche Publikationen können auf der Webseite von MindDoc abgerufen werden.

Mein Fazit

Online-Therapien boomen seit Jahren. Dabei ist Online-Therapie sicher nicht für jeden geeignet. Bei dem ein oder anderen besteht durchaus die Notwendigkeit, einen ambulanten Therapeuten aufzusuchen oder sich in eine stationäre Behandlung zu begeben. Aus diesem Grund finde ich es gut, dass die Schön Klinik vor Therapiebeginn auf ein einmaliges persönliches Kennenlernen in einem ihrer bundesweiten Diagnostik-Standorte (Psychotherapeutische Praxen) besteht.

Die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) sieht Angebote wie MindDoc oder Selfapy kritisch.1 Und sicher ist es Aufgabe der Politik, das Problem der Wartezeit zu lösen. Sie tut es aber nicht – oder vielleicht doch, aber einfach zu schwerfällig. Menschen schnell und unbürokratisch aus der Krise zu helfen, darum geht es am Ende. Und dafür sind Plattformen wie MindDoc auf jeden Fall besser als nichts zu haben.

P.S. Als Quelle habe ich u.a. das Dossier Psychische Erkrankungen in Deutschland: Schwerpunkt Versorgung der DGPPN genutzt. Eine sehr interessante Publikation die ich jedem tiefer interessierten Leser empfehle.

*Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
1 Quelle: Ärztezeitung Online

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HERAX, der Roboter-Handtherapeut

Das Start-Up Unternehmen LIME Medical entwickelte die HERAX Fingerschiene, die sich bequem in den Rehabilitationsalltag integrieren lässt und mit der sich gleichzeitig die Hand- und Fingerbewegungen nach einem Unfall oder Schlaganfall wiederherstellen lassen.

Die Hände gehören wohl zu den wichtigsten Werkzeugen des Menschen. Täglich und unermüdlich sind Hände und Finger für den Menschen im Einsatz. Ob bei der Zubereitung von Speisen, dem Tragen von Einkaufstaschen, beim Autofahren oder dem Tippen auf der Tastatur im Büro – eigentlich immer und überall benötigen wir unsere Hände. Doch was ist, wenn unsere Hände plötzlich nicht mehr so wollen wie wir? Ein Unfall oder ein Schlaganfall können das Leben von einem auf den anderen Tag komplett auf den Kopf stellen und die Handfunktion einschränken oder gar völlig auslöschen. Wie gut, dass heutzutage die Medizin viele Möglichkeiten der Behandlung bietet. Zu einer erfolgreichen Therapie ist aber auch eine auf den Patienten individuell angepasste Rehabilitation unerlässlich. Hier setzt das 2016 gegründete Start-Up LIME Medical mit der HERAX Fingerschiene an, einer innovativen Rehabilitationsrobotik zur Nachbehandlung der Hände und Finger nach einem Unfall oder Schlaganfall.

HERAX entlastet Physiotherapeuten

In enger Zusammenarbeit mit der Handchirurgie der Universitätsklinik Mainz entwickelten die Gründer Pascal Lindemann und Dominic Libanio die Fingerschiene HERAX, ein Roboter als Handtherapeut. Die Fingerschiene lässt sich schnell und einfach wie ein Handschuh anziehen und bewegt dann die Finger. Eine komplexe Mechanik sorgt dafür, dass die Finger sehr natürlich und vorsichtig bewegt werden. So kann die HERAX Fingerschiene den Physiotherapeuten wunderbar im Alltag entlasten. Dabei lässt sich das Gerät individuell auf die jeweilige Handgröße des Patienten einstellen. Dreimal täglich für je 30 Minuten ist die Fingerschiene im Einsatz, um das intensive Bewegungstraining an jedem einzelnen Finger durchzuführen. Ziel der Gründer war es, ein Fingertherapiegerät zu entwickeln, mit dem die Handfunktionen des Patienten möglichst schnell wiederhergestellt werden und der Patient im besten Falle wieder seiner Arbeit nachgehen kann.

Eine Fingerschiene für Zuhause

In der Entwicklung der Prototypen arbeiten die Gründer stets eng mit Medizinern und Experten zusammen, um sich immer wieder Feedback für Verbesserungen einzuholen. Zunächst möchten die Gründer die Fingerschiene an Krankenhäuser verkaufen. Langfristig soll der Patient aber auch Zuhause mit der Fingerschiene trainieren können.

Mein Fazit

Ein tolles, innovatives Start-Up, welches ein Problem erkannt und dafür eine Lösung geschaffen hat. Denn: betrachtet man die geringe Anzahl an Physiotherapeuten auf dem Markt und gleichzeitig das hohe Patientenaufkommen in der Hand- und Fingertherapie, ist die HERAX Fingerschiene vielleicht genau der richtige Ansatz.  So können einerseits die wenigen Therapeuten im Alltag entlastet werden und andererseits wurde eine Lösung geschaffen, die den Patienten schneller wieder gesund werden lässt und im Idealfall an den Arbeitsplatz zurückbringt.

Einen weiteren interessanten Artikel  kannst du hier nachlesen.

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Im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen

Das Forscherteam rund um Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Experte für nachhaltige Chemie und Ressourcen der Leuphana Universität Lüneburg, entwickelte auf der Basis von Ciprofloxacin einen Wirkstoff, der nach seiner medizinischen Verwendung zerfällt, um so der Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen entgegenzuwirken. 

Seit rund fünf Jahren arbeiten die Forscher nun an einem neuen Wirkstoff – mit Erfolg. Das Forscherteam konnte einen Wirkstoff entwickeln, der durch natürliche Zerfallsprozesse nach der medizinischen Anwendung und Ausscheidung unwirksam ist. Damit der Wirkstoff zerfällt, mussten laut Angaben der Forscher chemische Bindungen so destabilisiert werden, dass sie beim Durchwandern des Körpers im Blut ausreichend stabil sind, um noch zu wirken, danach aber in der Umwelt zerfallen. Keine leichte Aufgabe. Die Forscher mussten zunächst Voruntersuchungen zur Abbaubarkeit vornehmen und die bestehende Wirksubstanz analysieren. Mit Hilfe von Rechenmodellen konnten verschiedene Varianten auf verbesserte biologische Abbaubarkeit und gleichzeitig auf die Abwesenheit unerwünschter toxikologischer Effekte sowie weiterer wichtiger Eigenschaften geprüft werden. Die Moleküle wurden beispielsweise an der aktiven Grundstruktur aber auch an den Seitenketten verändert. Die aussichtsreichsten Varianten wurden im Labor chemisch-synthetisch hergestellt und im Reagenzglas getestet. Nach Angaben der Wissenschaftler funktioniert der daraus entstandene Wirkstoff im Reagenzglas und ist besonders für Arzneimittelhersteller eine Chance, daraus ein Medikament zu entwickeln und so die Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen vorzubeugen.

Immer wieder ist der Einsatz von Antibiotika scharf in der Kritik. Dabei wird besonders die Häufigkeit des Einsatzes von Antibiotika in Frage gestellt und die daraus resultierende Entwicklung resistenter Keime. Ciprofloxacin ist solch ein Antibiotikum, welches häufig bei bakteriellen Infektionen wie beispielsweise einer Blasenentzündung verschrieben wird. Laut Angaben des Forscherteams werden von Ciprofloxacin beachtliche 33 Tonnen pro Jahr allein in Deutschland in der Human- und Tiermedizin eingesetzt. Hat das Antibiotikum seine Wirkung erfüllt, wird es ausgeschieden und gelangt weitgehend unverändert in die Umwelt.

Die Folgen sind fatal. So haben bereits kleine Konzentrationen einen erheblichen Einfluss auf das Ökosystem und können zur Selektion resistenter Bakterien beitragen. Glänzt Ciprofloxacin einerseits durch eine breite Wirkung, ist es andererseits besonders schwer abbaubar. So gelangt es beispielsweise in das Abwasser von Krankenhäusern sowie durch die Einnahme Zuhause auch in das häusliche Abwasser. Über die Landwirtschaft dringt es in die Böden ein und kann von dort in das Oberflächen- und Grundwasser geraten. Für das Forscherteam Grund genug einen entscheidenden Schritt in Richtung grüne Pharmazie zu gehen, denn der Bedarf an abbaubaren Arzneimittelwirkstoffen ist laut Angaben der Wissenschaftler groß. So entstand das Konzept „benign by design“, was so viel heißt wie: „gutartig per design“.

Das Forschungsprojekt wurde seit 2014 mit rund einer halben Millionen Euro durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

Mein Fazit

Das Forscherteam hat einen mutigen und richtigen Schritt gewagt – dafür vorneweg ein großes Kompliment. Der Einsatz von Antibiotikum ist manchmal unerlässlich und kann Leben retten, dass steht außer Frage. Ob und wann der Einsatz von Antibiotikum gerechtfertigt ist, können nur Experten richtig beurteilen. Und trotzdem hat Antibiotikum in der Häufigkeit seiner Anwendung auch einen erheblichen und leider negativen Einfluss auf unsere Umwelt. Deshalb finde ich es gut und gerechtfertigt, dass sich das Forscherteam diesem herausfordernden Thema gestellt und gleichzeitig gezeigt hat, dass es grundsätzlich möglich ist, einen Wirkstoff herzustellen, welcher nach seiner Anwendung im menschlichen Organismus zerfällt und somit auch keinen weiteren Einfluss auf die Umwelt hat. Ob und wie sich dieser Wirkstoff auf dem großen Arzneimittelmarkt in Zukunft behaupten kann und ob noch weitere Wirkstoffe dieser Art hinzukommen lässt sich heute schwer abschätzen. Der erste Schritt in die richtige Richtung ist aber getan.

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Gangtraining mit Gehroboter nach Schlaganfall

Robotergesteuerte Unterstützungssysteme für die Rehabilitation – darüber haben wir auf HealthcareHeidi schon mehrfach berichtet. Eine kleine deutsche Studie belegt nun erneut die Wirksamkeit der Systeme. In diesem Fall ein Gehroboter der für den physiotherapeutischen Einsatz bei Apoplexie-Patienten mit Pusher-Symptomatik eingesetzt wurde.

Die Studie

Durchgeführt wurde die Studie am Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrum der LMU München. Ausgewählt wurden 30 Patienten mit Hemiparese (Halbseitenlähmung) und Pusher-Symptomatik. Die Hälfte der Patienten wurde mit einem Gehroboter behandelt, die Übrigen mit konventioneller Physiotherapie. Die Therapiedauer betrug eine Stunde bei insgesamt 8-10 Sitzungen innerhalb von zwei Wochen.

Das Ergebnis

Als primären Endpunkt verwendeten die Ärzte eine definierte Punkte-Skala zur Messung der Lateropulsion (unwillkürliche Seitwärtsbewegung). Auf einer Skala von 0 (geringe Lateropulsion) bis 6 (schwere Lateropulsion) konnte die Gruppe mit roboterunterstützter Therapie ihren Ausgangswert von 4,25 Punkten nach zwei Wochen Therapie um 1,75 Punkte reduzieren. Nach weiteren zwei Wochen lag der Wert um 2,25 Punkte unter dem Ausgangswert. Die Gruppe mit konventioneller Physiotherapie konnte ihren Ausgangswert von 3,0 Punkten nicht verbessern.

Sechs Patienten, die ein robotergestütztes Gangtraining erhalten haben, zeigten nach dem zweiwöchigen Training keine Pusher-Symptomatik mehr. In der Gruppe unter konventioneller Physiotherapie war dies nur bei einem Patienten der Fall.

Darüber hinaus konnten zwei Wochen nach Therapieende neun der Patienten mit Roboter-Gangtraining wieder gerade gehen und sitzen. In der Gruppe mit konventioneller Therapie fünf.

Mein Fazit

Das Ergebnis einer Therapie mit robotergesteuertem Gangtrainer ist signifikant. Während des Trainings aktivieren Patienten ihre Rumpfmuskulatur und ihren Gleichgewichtssinn. Entscheidende Aspekte für das Wiedererlernen des selbstständigen Gehens. Meines Erachtens eine absolute Bereicherung für jeden betroffenen Patienten.

Lesen Sie hierzu auch Exosuit verbessert das Gangbild von Schlaganfallpatienten mit Hemiparese und Robotergestützte Therapie des Oberkörpers nach Schlaganfall.


Erläuterungen

Apoplexie: Ein Apoplex im Allgemeinen bezeichnet die plötzliche Durchblutungsstörung eines Organs, die eine Sauerstoffunterversorgung mit anschließendem Gewebsuntergang zur Folge hat. Medizinzisch steht der Begriff heute i.d.R. als Synonym für Schlaganfall (Apoplexia cerebri), auch als Hirninfarkt, Hirnschlag oder zerebraler Insult bezeichnet.

Pusher-Symptomatik: Die Pusher-Symptomatik ist gekennzeichnet durch die Angst des Patienten, im Sitzen oder Stehen zur nichtgelähmten Seite zu fallen. Diesem Gefühl begegnet der Betroffene unbewusst durch ein aktives Drücken („Pushen“) mit dem nichtgelähmten Körperteil zur gelähmten Seite. In der Folge neigt sich der Körper übermäßig stark zur gelähmten Seite, bis hin zum Kippen und damit Fallen. Etwa 10 % aller Schlaganfallpatienten leiden an einer Pusher-Symptomatik.

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