Früherkennung und Therapie von Parkinson Symptomen mit Emotional und Audio Intelligence?

Wenn man audEERING und Emteq glauben darf, dann ja. Denn beide Unternehmen haben offensichtlich zusammen eine Lösung gefunden, Parkinson Symptome zuverlässig frühzeitig zu erkennen und Patienten optimal medikamentös einzustellen. Dabei wird die Sprachanalyse-Technologie von audEERING in die Wearables von Emteq integriert. Die dadurch mögliche, kontinuierliche Beobachtung der Symptome durch Hören und Sehen macht eine individuell auf den Patienten zugeschnittene Behandlung möglich.

Audio Intelligence – zwischen den Zeilen hörenParkinson-HealthcareHeidi-02

audEERING hat sich seit 2012 auf die maschinelle Wahrnehmung von Informationen basierend auf der menschlichen Sprache spezialisiert. Konkret geht es dabei um den Gemütszustand des Sprechers. Also nicht was, sondern vor allem wie es gesagt wurde. Audio Intelligence (AI) entschlüsselt Sprachsignale und gewinnt daraus Erkenntnisse über den Zustand, in dem sich der Sprechende befindet. Kurz: wann, wie und unter welchen Umständen etwas gesagt wurde.

50 Sprechzustände und Emotionen können heute schon analysiert werden. Wut, Angst, Trauer, Ablehnung, …. Im kommerziellen Bereich wird AI heute schon in Call Centern eingesetzt, um Telefongespräche zu analysieren. Im Automobil-Bereich gibt es Entwicklungen, um den Zustand des Fahrers zu erkennen – Müdigkeit, Trunkenheit, Aggression. Und im Musikbereich, um emotionale Playlisten zu erstellen.

Audio Intelligence und Parkinson

Das entwickelte AI-Modell erkennt automatisch und mit hoher Genauigkeit bereits Monate vor dem Auftreten anderer Symptome Veränderungen in der Stimme Betroffener. Zum Beispiel kleinste Sprechausfälle, die durch die Lähmung der Kehlkopfmuskeln ausgelöst werden. Dank dieser maschinellen Intelligenz können dem Arzt in Echtzeit grundlegende Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie neurokognitiver Krankheiten geliefert werden.

Emteq

Emteq integriert die Stimmanalyse in seine Wearables. Diese interpretieren den Gesichtsausdruck und die Bewegungen eines Patienten, um so relevante Biomarker zu liefern. Für die Beobachtung von Parkinson-Symptomen hat Emteq zum Beispiel eine smarte Brille entwickelt, die die wichtigsten physischen Indikatoren der Krankheit aufzeichnet und interpretiert.

Durch die Kombination beider Technologien, nämlich der Audio- und Emotionsanalyse, würde nun ein neuer Standard beim Monitoring von Schlüsselsymptomen im medizinischen Bereich gesetzt. So könnten wertvolle Informationen für die zuverlässige Früherkennung von Parkinson-Symptomen gewonnen werden.

Emteqs smarte Brille wird im ersten Halbjahr 2019 in einer klinischen Studie getestet.

Mein Fazit

Unter den vielen Einsatzbereichen der intelligenten Audio-Analyse finde ich diesen Ansatz zur frühzeitigen Diagnostik von neurokognitiven Krankheiten neben dem Einsatz im Automobil-Bereich wirklich herausragend. Die Kombination mit visuellen Analyse-Gadgets hat Charme.

Aktuell gibt es auch keine Methode für behandelnde Ärzte, den Erfolg der Behandlung eines Parkinson-Patienten kontinuierlich und objektiv nachzuverfolgen. Die richtige Einstellung der Medikation basiert in der Regel auf dem subjektiven Feedback des Patienten und ist häufig ein schwieriger und langwieriger Prozess. Mit der Technologie von Emteq und audEERING könnte – neben der Früherkennung – eine zuverlässige Beobachtung der Symptome gewährleistet werden und dem Patienten somit Lebensqualität zurückgegeben werden. Das wäre ein echter Fortschritt.

https://scienceofparkinsons.com/2018/10/10/glasses/#more-51998

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Über das Thema Stimmanalyse zur Erkennung von psychischen und neurologischen Erkrankungen, habe ich im Zusammenhang mit dem Berliner Unternehmen PeakProfiling und der Charité Universitätsklinik Berlin auch im Sommer 2018 berichtet. http://www.healthcareheidi.de/2018/07/24/stimmanalyse-der-klang-der-seele/

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Stimmanalyse: Der Klang der Seele?

Worte können Lügen. Unsere Stimme ist jedoch verräterisch. Sie spiegelt unsere Gefühlslage wieder, lässt Launen und Charakterzüge erkennen. Wir können Sie nicht auf Dauer verstellen. Und… mit Hilfe der Stimmanalyse gibt sie sogar Hinweise auf Krankheiten.

Die Basis

Die Technik beruht auf quantitativen Verfahren, die ihren Ursprung in der Musikwissenschaft haben. Kontinuierliche, aperiodische Signale werden in ein kontinuierliches Spektrum zerlegt und in den Bereichen Lautstärke, Artikulation, Tempo, Rhythmus, Melodie und Klangfarbe auf Basis von musikalischen Größen analysiert. Die Algorithmen werden dann zu Software Applikationen verarbeitet.

Quantitative Stimmanalyse macht es möglich

Mit der quantitativen Stimmanalyse können psychische und neurologische Erkrankungen, wie z. B. Depressionen, festgestellt werden. Das Berliner Unternehmen PeakProfiling hat z. B. in Zusammenarbeit mit der Charité Universitätsklinik Berlin Applikationen entwickelt, die ADHS anhand der Stimme erkennen. Damit können Fehldiagnosen reduziert und Prävention besser betrieben werden. Denn ADHS kann sich in vielen verschiedenen Symptomen äußern. Nicht alle Betroffenen sind hyperaktiv und impulsiv. Die richtige Diagnose zu stellen, ist also schwer. Bestimmte Muster in der Stimme sind jedoch typisch.

Ein Beispiel: Kinder mit ADHS reden oft viel und klingen sehr lebendig. Heruntergebrochen auf Millisekunden zeigt sich jedoch, dass die Stimme regelrecht monoton ist. Im Gegensatz zu Kindern, die nicht an ADHS leiden, sondern einfach nur lebhaft sind.

Auch Parkinson soll sich schon deutlich vor den körperlichen Anzeichen in der Stimme niederschlagen.

Weitere Ansatzmöglichkeiten

Neben dem Einsatz als Diagnose- und Analyse-Tool für Ärzte lässt sich das Instrument vielfältig einsetzen. Z. B. in der Seelsorge-Hotline. Hier ließe sich feststellen, ob Anrufer suizidgefährdet sind, auch wenn sie selbst im Gespräch die Absicht abstreiten.

Umgang mit sensiblen Daten Stimmanalyse-HealthcareHeidi-02

Schwieriges Thema. Liegen die Stimmdaten erst einmal digital vor, könnten dritte darauf zugreifen. Dazu kommt, dass die Analysesoftware noch weit mehr Informationen aus einer Stimme herausholen kann. Geschlecht, Alter, regionale Herkunft. Auch auf die Persönlichkeit kann man mit hoher Trefferquote Rückschlüsse ziehen. Die Hauptdimensionen einer Persönlichkeit, die Big Five – emotionale Labilität, Extraversion, Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit – sind für Analysealgorithmen eine Kleinigkeit.

Mein Fazit

Nicht die Augen sind der Spiegel der Seele, sondern die Stimme? Ich finde es faszinierend, betrachte es aber auch kritisch. Denn der unbemerkte mobile Einsatz wäre durchaus möglich. Die Technik passt vermutlich heute schon in ein Smartphone.

Und ganz ehrlich: Wie wäre es, wenn Sie Ihre Urlaubsreise nach Amerika nicht antreten dürften, weil der Boarding-Computer auf Basis der Stimmanalyse sagt: „Sie haben Grippe. Um die anderen Fluggäste nicht anzustecken ist Ihr Flugticket leider ungültig. Wir wünschen Ihnen eine baldige Genesung.“

Einfach mal so gedacht. Und nein, ich bin kein Pessimist. Ich möchte nur meine Urlaubsreise nach Amerika antreten können. In der Medizin finde ich den Ansatz und Einsatz top. In meinem Privatleben habe ich einfach keine Lust auf den gläsernen Menschen.


Zum Thema Depression bei Kindern und Jugendlichen gibt es übrigens auch noch ein ganz interessantes digitales Frühwarnsystem in Form einer App. Mehr dazu Hier

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