SHITSHOW macht mit Moodsuits Depression erlebbar
„Jetzt reiß dich doch einfach mal zusammen, dann schaffst du das schon.“ Derartige Ratschläge bekommen Menschen mit Depression leider immer wieder zu hören. Der Grund: Wer noch nie eine Depression hatte, kann sich nun mal nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man morgens einfach nicht aufstehen kann. Deswegen verstehen sie auch nicht, wie quälend und lähmend die Erkrankung sein kann. Drei Stipendiatinnen des Creative Prototyping Stipendiums der Universität der Künste in Berlin haben mit der SHITSHOW Gefühle mit Gefühls-Simulatoren körperlich erfahrbar gemacht.
Depressionen und auch Angststörungen finden nicht einfach nur als unangenehme Gedanken im Kopf statt. Sie sind auch körperlich spürbar. Ärzte sprechen hier von leibnahen Symptomen. Aber wie beschreibt man seinen Kindern, seinem Partner, wie es sich körperlich anfühlt, wenn man sich psychisch nicht gut fühlt? Diese Empfindung für alle erlebbar zu machen ist die Idee hinter THE SHITSHOW.
Was genau ist die SHITSHOW?
Die SHITSHOW hat auch den Untertitel „A SHOW ABOUT SHITTY FEELINGS“. Es handelt sich dabei um eine mobile, interaktive Ausstellung, die ausgewählte psychosomatische Symptome, die mit einer Depression oder Angststörung einher gehen können, mittels Emotions-Simulatoren, den so genannten Moodsuits, auf körperlicher Ebene nachvollziehbar macht.
Damit ist die Shitshow auch ein psychoedukatives Präventionsformat, das zum Austausch rund um das immer noch stark tabuisierte Thema Depression und Angststörung anregen will.

Von Nele Groeger erfahre ich noch:
„Die SHITSHOW ist aus einer persönlichen Motivation heraus entstanden. Johanna hat Erfahrungen mit Angststörungen, ich habe Erfahrungen mit Depressionen und Luisa hat Erfahrungen mit uns beiden. In unserer Freundschaft kam es immer wieder zu Schwierigkeiten, wenn es darum ging, dem jeweils anderen zu erklären, wie sich diese Erkrankungen wirklich anfühlen können. Die Ausstellung und die MOODSUITS sollen Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld dabei helfen, gegenseitiges Verständnis zu entwickeln. Sie können in der Psychoedukation von Angehörigen, in der Sensibilisierung von angehenden Ärzten, Therapeuten oder Pflegekräften eingesetzt werden. Außerdem planen wir eine bundesweite Tour an Schulen und Universitäten.“

Welche Moodsuits gibt es bei der SHITSHOW?
Aktuell gibt es 4 Moodsuits:
DIE GLOCKE

Dieser Moodsuit erinnert mich spontan an „Darth Vader“. Er simuliert das Gefühl der Isolation. Mit dem Teil auf dem Kopf sieht und hört man nicht richtig, es fühlt sich alles dumpf an und man ist abgetrennt von der Welt. Das Gefühl der depressiven Abgeschiedenheit ist etwas ganz Typisches, was Patienten in einer depressiven Episode erleben.
DER BEUGER

Dieser Moodsuit drückt einen im wahrstem Sinne des Wortes nieder. Mit ihm auf dem Rücken ist es quasi unmöglich, sich aufzurichten. Die Niedergedrücktheit verbunden mit einer unermesslichen Kraftlosigkeit ist ebenfalls eine Empfindung, die man von depressiven Menschen immer wieder hört.
DAS CAPE

Auch ganz typisch für eine Depression ist ein Schweregefühl, das jede Bewegung zu einem enormen Kraftakt werden lässt. Betroffene beschreiben es oft so, dass sie es kaum schaffen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Cape ist eine direkte Umsetzung dieses Gefühls in Form eines schweren Umhangs, der die Schultern nach unten drückt. So werden selbst die einfachsten kleine Tätigkeiten auf einmal sehr mühsam.
DER WÜRGER

Das Gefühl vom berühmten „Kloß im Hals“ kennen vermutlich einige Menschen aus Situationen, in denen sie sehr aufgeregt oder traurig waren. Menschen mit einer Angststörung haben dieses äußerst unangenehme Enge- und Fremdkörpergefühl im Hals praktisch ständig. Dieser Moodsuit legt sich wie eine schwere Kette um den Hals, um das Gefühl zu simulieren.
Was die Ausstellung sonst noch bietet erfährst du in diesem Video:
Fazit:
In meinem Studium sind mir Alterssimulationsanzüge, mit denen man es jüngeren Menschen ermöglicht, in die Erfahrungswelt älterer Menschen einzutauchen, begegnet. Aber die Moodsuits waren mir neu.
Unsere Ärztin Heidi Funk hat vor ihrer Zeit in der Agentur selbst viele Patienten mit Depressionen und Angststörungen behandelt. Von ihr erfahre ich: „Oft habe ich von meinen Patienten gehört, dass sie die Schwere so intensiv an ihrem Körper spürten, dass sie sie am liebsten packen und aus ihrem Körper herausreißen wollten.“ Das verdeutlicht die massiv belastenden physischen Beschwerden, die mit einer Depression einhergehen. „Mit den Moodsuits“, so Heidi weiter, „kann man sich der Schwere schnell wieder entledigen. Der Mensch in einer depressiven Episode aber kann das leider nicht. Daher ist die Shitshow ein ganz wertvolles Projekt, um Depressionen für Nicht-Betroffene erlebbar zu machen und die Diskussion darüber anzustoßen. Derartige Projekte tragen für ein besseres Verständnis im Umfeld der Erkrankten und am Ende auch zur Destigmatisierung von Depressionen und Angststörungen bei.“
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Wearable: Armband als Frühwarnsystem bei Demenz
Wenn das Ich verschwindet. Laut Welt-Alzheimerbericht 2015 leiden allein in Deutschland 1,5 Millionen Menschen unter einer Demenzerkrankung. 46,8 Millionen sind es weltweit. Kann ein Wearable als Frühwarnsystem helfen?
Demenz

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Krankheitsbilder. Gemeinsamer Nenner aller: der fortschreitenden Verlust bestimmter geistiger Funktionen. Wie Denken, Orientieren, Sprechen, Verstehen und Beurteilen. Störungen der emotionalen Kontrolle führen zu Persönlichkeitsveränderungen, die mit Aggression, Depression, Angst und Unruhe einhergehen können. Am Ende ist bei allen Formen eine selbstständige Bewältigung des Alltags nicht mehr möglich. Der Mensch und sein Ich verschwinden immer mehr.
Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin haben gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung ein Versorgungskonzept entwickelt, das die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen stabilisieren, verbessern und sicherer gestalten soll.
Projekt PYRAMID
Heute erhältliche Wearables bedienen vornehmlich die Bereiche Consumer und Lifestyle. Die echten Chancen liegen jedoch im medizinischen Bereich. Connected Healthcare ist das Stichwort: Wearables, die in der Lage sind, physiologisch relevante Daten zu messen und via drahtloser Kommunikation zu übermitteln. Und genau das ist das Projekt PYRAMID.
Ein modular erweiterbares Messsystem in Form eines Armbands misst die Gesundheits- und Pflegedaten des Demenzpatienten mit unauffälligen, kaum wahrnehmbaren Sensoren. Auf Basis der erhobenen Daten wird eine individuelle Therapie- und Betreuungsmöglichkeit für den Erkrankten vorgeschlagen und umgesetzt. So können Verschlechterungen im Verlauf rechtzeitig erkannt und den an der Betreuung und Behandlung Beteiligten zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise wird eine frühzeitige Optimierung der Therapie und Betreuung möglich, um Betroffene möglichst lange in gewohntem Umfeld in das alltägliche Leben einzubinden.
Das Wearable misst Vitalparameter wie Herzfrequenz, Körpertemperatur und Hautwiderstand. Erfasst werden auch externe Parameter wie Außentemperatur, Helligkeit und Lautstärke sowie Bewegungsmuster des Patienten. Von den Angehörigen ausgefüllte Fragebögen werden erfasst, ausgewertet und in die Diagnose einbezogen. Sämtliche Daten werden an alle am Pflegeprozess Beteiligten über eine App zur Verfügung gestellt.
Gute Akzeptanz
Erste Tests mit Erkrankten wurden bereits abgeschlossen und sehr gut angenommen. Weitere finden noch in diesem Jahr statt. Im Pflege- und Behandlungsprozess anfallende Informationen, Messwerte und Ergebnisse können ausreichend strukturiert werden, um notwendige Informationen zum richtigen Zeitpunkt vorliegen zu haben.
Das Messsystem ist komplett in ein Armband integriert, in welchem sämtliche Sensoren sowie die Elektronik unauffällig untergebracht sind. Ein Microcontroller erfasst die Daten; ein Bluetoothmodul, ein Akku, eine USB-Schnittstelle sowie eine NFC-Antenne komplettieren das System.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,4 Mio. Euro gefördert und läuft noch bis März 2019.
Mein Fazit
Alle drei Sekunden erkrankt auf der Welt ein Mensch an Demenz. Etwa 50 Prozent der an Demenz erkrankten Menschen haben das Gefühl, nicht in das alltägliche Leben eingebunden zu werden. Sie fühlen sich isoliert. Die Betreuung und Behandlung von Demenzkranken stellt sowohl Angehörige und Betreuer als auch das medizinisch-pflegerische Personal vor große Herausforderungen.
Ziel dieses Projekts ist es, Betroffene von der Verdachtsdiagnose bis zur klinischen Versorgung über Jahre hinweg diskret zu begleiten. Und ihnen so die Chance zu geben, möglichst lange in der vertrauten Umgebung selbstbestimmt zu leben. Die Antwort auf meine eingangs gestellte Frage lautet also ganz klar: JA, es kann.
P.S. Das Thema Demenz haben wir auf unserem Blog übrigens bereits vielfältig aufgegriffen. Weitere spannende Projekte und super Initiativen rund um das Thema Demenz gibt es unter diesem Link: HealthcareHeidi
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Project Revoice gibt ALS-Patienten Ihre Stimme zurück
Die Computertechnologie macht es seit Jahren bereits möglich, dass Menschen, die z. B. durch Krankheit ihrer Stimme beraubt wurden, wieder sprechen und sich damit ihrem Umfeld mitteilen können. Ein wichtiger Schritt raus aus der gesellschaftlichen Isolation. Das Project Revoice geht nun noch einen Schritt weiter: die internationale Initiative will Menschen mit ALS helfen, wieder mit ihrer eigenen Stimme zu sprechen – nicht mit einer Computerstimme.
ALS – Amyotrophe Lateralsklerose
ALS ist eine neurodegenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems. Nervenzellen, die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind, werden fortschreitend und für immer geschädigt. Die Erkrankung geht von einem bestimmten Körperteil aus und ergreift in ihrem Verlauf die gesamte Körpermuskulatur. Inklusive der Zungen- und Schlundmuskulatur, der Kehlkopfmuskulatur und der Atemmuskulatur.
Egal wie sehr man sich anstrengt, die Bewegung an Armen und Beinen, das Sprechen und eigenständige Atmen und Schlucken ist irgendwann nicht mehr möglich. Das Gehirn mag zwar die Befehle senden, die geschädigten Nervenzellen können sie aber nicht mehr an die Muskulatur weitergeben.
ALS ist nicht heilbar, ihr Verlauf nicht vorhersehbar, die Pathogenese bislang ungeklärt. Die durchschnittliche Lebensdauer nach Diagnosestellung beträgt drei bis fünf Jahre.
Project Revoice ALS
Einer der bekanntesten Betroffenen ist wohl, neben Stephen Hawking, der Mitbegründer der Icebucket Challenge, Pat Quinn. 2014, bereits selbst an ALS erkrankt, war sein Ziel mit der Icebucket Challenge, das Bewusstsein für diese recht unbekannte Krankheit zu wecken und Betroffenen eine Stimme zu geben. Drei Jahre später hat er seine Eigene verloren. Project Revoice hat sie ihm zurückgegeben.
Digitaler Voice-Klon
Künstliche Intelligenz und moderne Sprachtechnologie machen es möglich. Die Einzigartigkeit jeder Stimme wird synthetisiert und vollständig als digitaler Sprachklon neu erstellt. Dynamisch, nicht monoton, im Klang 1:1 die eigene Stimme. Alles was dazu benötigt wird, ist eine hochwertige Sprachaufnahme.
Als Projektpartner hat Project Revoice das kanadische Start-Up Lyrebird an Bord geholt. Die Kanadier haben eine Software entwickelt, die in wenigen Minuten lernt, die eigene Stimme zu imitieren. Dazu benötigt werden mindestens 30 von der jeweiligen Person gesprochene Sätze. Je mehr, desto besser wird die Sprachqualität. Ein neuronales Netzwerk macht daraus dann eine Art Schlüssel, der die „DNA“ der eigenen Stimme enthält. In einen Computer eingegebene Texte werden so dann mit der eigenen Stimme gesprochen.
Das nachfolgende Video von Pat Quinn veranschaulicht sehr emotional, was es bedeutet die eigene Stimme wieder zu hören. Aber auch, was es bedeutet, an ALS erkrankt zu sein:
Mein Fazit
Die Stimme ist ein einzigartiger Teil von uns selbst. Und das Projekt vom Ansatz her fantastisch. Leider gibt es aber noch ein „aber“. Denn: Project Revoice ist noch in der Entwicklungsphase, weshalb die Software aktuell nur in englischer Sprache funktioniert. Auch ist nicht jede Stimme geeignet.
Dennoch: es ist eine tolle Innovation und es wird sicher dem einen und anderen Betroffenen zumindest für eine gewisse Zeit die Möglichkeit geben, mit seinem Umfeld weiter zu kommunizieren. Mit der Einzigartigkeit der eigenen Stimme. Bleibt also zu hoffen, dass die Entwicklung weiter geht, die Gelder dafür da sind oder bereitgestellt werden. Denn: von Project Revoice können nicht nur ALS-Patienten profitieren. Auch z. B. Menschen mit spinaler Muskelatrophie – einer chronischen Krankheit, die bewegungs- und sprechunfähig macht – könnten so mit ihrer eigenen Stimme wieder sprechen.
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Vivy – Die digitale Gesundheitsassistentin
Wer kennt es nicht? Man geht zum Arzt und es fehlen wichtige Dokumente, z.B. die von einem Spezialisten. Oder der Facharzt verschreibt ein Medikament, das sich nicht mit der Medikation des Hausarztes verträgt. Mit diesen und ähnlichen Problem soll jetzt für rund 13,5 Mio. Versicherte dank einer digitalen Gesundheitsassistentin Schluss sein.
Seit dem 17. September steht die App Vivy u.a. den Versicherten der DAK-Gesundheit und Allianz kostenfrei zur Verfügung. Sie ist nicht nur die erste kassenübergreifende, elektronische Gesundheitsakte (eGA). Vielmehr wird sie von Ihren Schöpfern als „persönliche Gesundheitsassistentin“ gesehen. Mit einem Team aus Gesundheits-, Datensicherheits-, Design- und Usability-Experten haben Christian Rebernik (CEO) und Rowanto Rowanto (CTO) mit der Vivy GmbH die gleichnamige App entwickelt. Dieses digitale, kassenübergreifende Projekt könnte in Deutschland zum Vorreiter im Healthcare-Sektor werden. Doch welche Vorteile bietet die App Ärzten und Patienten? Und wie steht es um den Schutz der äußerst sensiblen Daten?

Was Vivy leisten kann:
Die Einsatzmöglichkeiten sind schon jetzt vielfältig: die App kann nicht nur Dokumente wie z.B. Impfpässe, Medikationspläne, Laborwerte oder Röntgenbilder speichern und teilen. Es können auch Befunde direkt von behandelnden Ärzten angefordert werden. Zudem erinnert Vivy an Arzttermine oder warnt vor möglichen Wechselwirkungen bei der Medikamenteneinnahme. Wer technik- und fitnessaffin ist, kann die App auch mit seinem Fitnesstracker vernetzen und so die eigenen Vitaldaten aufzeichnen. Ebenfalls integriert ist ein Notfallpass. Dabei handelt es sich um einen QR-Code, der von Rettungskräften im Notfall sofort ausgelesen werden kann. Hier sind überlebenswichtige Daten wie z.B. Blutgruppe, Vorerkrankungen oder Notfallkontakte gespeichert, die vom Nutzer jederzeit aktualisiert werden können. Derzeit können rund 13,5 Mio. Versicherte aus 16 Krankenkassen die beschriebenen Features kostenlos nutzen.
Wie es um die Datensicherheit steht:
Grundsätzlich gilt für Vivy: allein der Nutzer hat Zugriff auf seine Daten, es sei denn er teilt sie. Er kann die Daten jederzeit an seine Ärzte, Krankenkasse oder Familie weiterleiten. Da das Nutzerkonto von Vivy an die Telefonnummer des Nutzers sowie sein selbst festgelegtes Passwort geknüpft ist, haben Fremde keinen Zugriff auf die sensiblen Daten, sollte das Smartphone in die falschen Hände gelangen. Zudem werden die Daten nicht lokal, also auf dem Smartphone gespeichert, sondern sind auf ISO-zertifizierten Servern in Deutschland untergebracht. Auch von offizieller Seite gilt Vivy als äußerst sichere App. Sie ist CE-zertifiziert und wurde vom TÜV Rheinland als „sichere mobile Applikation“ ausgezeichnet.
Anklicken umDas macht der Wettbewerb:
Die Konkurrenz schläft nicht. So bieten auch andere Krankenkassen bereits Apps für verschiedene Bereiche an. Die 10,2 Mio. Versicherten der Techniker Krankenkasse beispielsweise können die TK-App nutzen, hinter der sich hauptsächlich Informationen und Services rund um die Krankenkasse und ihre Leistungen verbergen. Die Barmer hingegen bietet gleich mehrere Apps mit unterschiedlichen Funktionen wie Services, Hörtests oder das „Arzt-Navi“ an. Jedoch ist jede Funktion nur in der dazugehörigen App nutzbar. Dadurch ist der Umgang mit den Services aufwändiger und komplizierter als mit der persönlichen Gesundheitsassistentin.
Achtung Verwechslungsgefahr:
Auch wenn sie ähnliche Bezeichnungen tragen, so muss doch klar zwischen der elektronischen Gesundheitsakte (eGA) und der, vom Gesetzgeber geplanten, elektronischen Patientenakte (ePA) unterschieden werden.
In Zukunft soll es möglich sein, die ePA auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) einzurichten. Dort sollen künftig wichtige medizinische Daten abgelegt werden. Der Patient soll hier, wie bei der eGA, ebenfalls selbst darüber bestimmen können, welche Daten gespeichert werden und welche nicht. Aktuell stellt sich der zuständigen gematik (Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH) die Frage wann und von wem welche Daten unter welchen Bedingungen ausgelesen werden können.
Bei der eGA handelt es sich um die Anwendung eines Drittanbieters, deren Nutzung durch Versicherte von den Krankenkassen finanziell gefördert werden kann. Voraussetzung hierfür ist u.a., dass die eGA Erhebung, Verarbeitung und Nutzung medizinischer Daten wie Befunde, Diagnosen, Therapien u.v.m. für eine fall- und einrichtungsübergreifende Dokumentation über den Patienten unterstützt.
Mein Fazit:

Vivy ist eine praktische Anwendung für Versicherte, um alle Gesundheitsdaten zu bündeln und jederzeit zur Hand zu haben. Wer mit den zahlreichen Features richtig umzugehen weiß, hat eine vielfältige „digitale Gesundheitsassistentin“ in der Hosentasche. Auch der Notfallpass kann in Ausnahmesituationen hilfreich zur Lebensrettung sein, sofern die Retter wissen, worum es sich beim entsprechenden QR-Code handelt. Nicht nur Rettungskräfte sondern auch Ärzte und andere medizinische Fachkräfte müssen sich erst einmal mit der Bedienung und dem Umgang mit Vivy auseinandersetzen, bevor eine Verwendung wie vorgesehen möglich ist.
Im Gegensatz zur ePA hat Vivy den Vorteil, interaktiv zu sein. Der Patient kann selbstständig vielfältiges Material in der App speichern, abrufen und versenden. In der ePA können hingegen nur ausgewählte Daten von Fachpersonal gespeichert und ausgelesen werden. Es handelt sich dabei um einen reinen Datenspeicher ohne weitere Funktionen zur Interaktion. Auch im Vergleich zu anderen Health-Apps besticht Vivy vor allem durch die Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten.
Für einen sinnvollen und sicheren Umgang mit der App ist eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Funktionen und Sicherheitsfeatures von Vivy Pflicht. Wenn Versicherte (und Mediziner) sich intensiv mit den Möglichkeiten und Risiken der Nutzung auseinandergesetzt haben, können gut 13,5 Mio. Versicherte die praktische digitale Gesundheitsassistentin nutzen. Dennoch sollte sich jeder Nutzer darüber im Klaren sein, welche sensiblen Daten er in die App eingeben und eventuell auch teilen möchte.
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moio – das intelligente Pflegepflaster
Wer einen an Demenz erkrankten Menschen betreut, weiß, dass es ab einem gewissen Schweregrad der Demenz praktisch unmöglich ist, den Betroffenen unbeaufsichtigt zu lassen. Eine extreme Herausforderung und Verantwortung für Pflegende. Das intelligente Pflegepflaster moio kann hier zukünftig eine enorm wertvolle Unterstützung sein.
Was ist moio.care?
moio.care ist ein absolut innovatives TeleCare-System. Es besteht aus einem speziellen Pflaster, das am Rücken eines pflegebedürftigen Menschen angebracht wird und mit einem Sensormodul ausgestattet ist. Dieses kann Bewegungsdaten einer Person erfassen und per Software auswerten. Bei Bedarf überträgt der Sensor die Daten per Mobilfunk an eine App.


Was kann moio?
Ganz allgemein gesagt, informiert moio Pflegende immer dann, wenn ein konkreter Handlungsbedarf besteht. Die Funktionen im Einzelnen:
- Menschen mit Demenz haben oft einen ausgeprägten Bewegungsdrang und entwickeln im Laufe der Zeit auch so genannte Weglauftendenzen. Die Geofencing-Funktion gibt Alarm, wenn definierte Zonen verlassen werden. Das ermöglicht vor allem desorientierten Menschen mehr Bewegungsfreiheit, ohne dass sie ständig jemand beaufsichtigen muss. Auch einen aktive Ortung ist indoor wie outdoor möglich.
- Ein Beschleunigungs- und Lagesensor erkennt zuverlässig Stürze. Diese Sturzerkennung kann auch erkennen, wenn sturzgefährdete Personen z. B. nachts mal raus zur Toilette müssen. Das ermöglicht eine zeitnahe Hilfestellung und kann so die Anzahl von Stürzen deutlich verringern.
- Das Pflegepflaster beobachtet auch die Zeit seit der letzten Lageänderung. Sobald ein definiertes Intervall bewegungslos verstrichen ist, informiert das System die Pflegenden. Sie müssen somit zur Dekubitusprävention nur bedarfsgerechte Umlagerungen vornehmen. Unnötige Störungen des Pflegebedürftigen werden damit vermieden.
- Da das Pflaster natürlich nur funktioniert, wenn es auch tatsächlich getragen wird, verfügt es über eine Tragekontrolle. Diese überprüft ständig, ob es auch tatsächlich am Körper getragen wird. Sollte es ungewollt abgenommen werden oder verloren gehen, werden die Betreuenden darüber sofort informiert.
- Das Pflaster kann auch auswerten, wann und wie viel sich der Träger bewegt hat. Das daraus erstellte Aktivitätsprofil gibt bspw. Aufschluss über den Tag-Nacht-Rhythmus oder den Energiebedarf. Letzteres ist vor allem auch wichtig, um Mangelernährung vorzubeugen.
Die Entwicklung des intelligenten Pflasters wurde übrigens von der Diakonie Neuendettelsau und somit aus der Sicht eines Pflegedienstleisters initiiert. Das macht dieses Produkt ganz besonders wertvoll, weil so die tatsächlichen Bedürfnisse pflegender wie gepflegter Menschen direkt in die Entwicklung eingeflossen sind.
Wer noch genauer wissen will, was moio alles kann, erfährt in diesem Video alles Wissenswerte darüber.
Wer steckt hinter der Idee?
Jürgen Besser hat die MOIO GmbH, die im mittelfränkischen Fürth ansässig ist, 2017 gegründet. Davor war er Mitarbeiter am Forschungsinstitut IDC der Wilhelm Löhe Hochschule in Fürth. Er betreute seit dieser Zeit Projekte im Themenbereich ´Technische Assistenzsysteme für Menschen im Alter´. Der Fokus seiner Arbeit lag hierbei stets auf der Nutzereinbindung und der Erstellung von Geschäftsmodellen. Dann leitete er noch die SimA (Selbständig im Alter)-Geschäftsstelle der Diakonie Neuendettelsau.
Wer kann moio nutzen und was kostet das?
Aktuell befindet sich moio.care noch in verschiedenen Pflegeeinrichtungen in der in der Erprobungsphase. Aber ab 2019 ist das intelligente Pflegepflaster als moio.care HOME für den häuslichen Bereich und als moio.care PRO für die professionelle Pflege verfügbar. Ab dem Marktstart wird dann auch die moio.care-App für iOS- & Android-Smartphones/-Tablets verfügbar sein.
moio.care Home für den häuslichen Bereich kostet 59,95 EUR pro Monat zzgl. einer einmaligen Einrichtungsgebühr in Höhe von 25,00 EUR. Für das moio.care Pro System gibt es derzeit noch keine abschließende Preisgestaltung.
Mein Fazit
moio.care ist eine absolut innovative Lösung, die die Lebensqualität pflegender wie gepflegter Menschen erheblich verbessern kann. Den Pflegenden ermöglicht sie vor allem mehr Freiraum, weil sie nicht permanent und unmittelbar in räumlicher Nähe zum Pflegebedürftigen sein müssen. Das ist eine ganz erhebliche Entlastung! Andererseits ermöglicht das Pflegepflaster den Pflegebedürftigen mehr Mobilität und Privatsphäre, weil sie nicht ständig umsorgt werden müssen.
Eine Frage, die sich vielleicht jemand stellen mag, ist die, ob der Einsatz derartiger Technologien die Würde des pflegebedürftigen Menschen verletzt. Aber auch dem durchaus kontrovers diskutierbaren Thema Ethik stellt sich die Moio GmbH in vorbildlicher Art und Weise. Wir sind jedenfalls begeistert und wünschen moio.care viel Erfolg!!
Das Thema Demenz ist aus unserer Sicht gesellschaftlich ein höchst relevantes. Dafür sind innovative Lösungen dringend notwendig. Und uns aus diesem Grund haben wir uns auch schon öfter damit beschäftigt. In diesem Beitrag geht es beispielsweise um eine spezielle Methode, die pflegende Angehörige von Demenzkranken vor Burnout schützen kann.
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PAUL – Unterstützungsplattform für Senioren
Ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden ist der Wunsch vieler Senioren. Daher werden innovative Lösungen zur Unterstützung im häuslichen Umfeld wie PAUL immer wichtiger.
Der Demografische Wandel ist in aller Munde, und dass unsere Gesellschaft immer älter wird, wissen wir jetzt auch alle. Doch wie gehen wir damit um? Viele ältere Menschen wollen so lange es geht in den eigenen vier Wänden bleiben und dort alt werden. Pflege- und Altersheime sehen sie eher als „wir werden abgeschoben“ an. Auch irgendwie verständlich, wenn man sein ganzes Leben im eigenen Zuhause wohnt und sich im Alter noch einmal umstellen soll, fällt das sicherlich sehr schwer. Trotz allem spielen in diesem individuellen Prozess sicherlich viele Faktoren eine Rolle, die man abwägen muss.
Mir als junger Hüpfer fällt es leicht darüber zu schreiben. Während meines Studiums haben wir uns oft mit diesem Thema auseinandergesetzt und versucht uns in die Menschen hineinzuversetzen. Um so spannender war es für mich auf das NetzWerk GesundAktiv (NWGA) in Hamburg zu stoßen. Das Netzwerk unterstützt ältere Menschen dabei bis ins hohe Alter unabhängig, selbstständig und aktiv zu sein.
Noch viel spannender finde ich das in diesem Projektrahmen vom NWGA angebotene technische Unterstützungsystem PAUL.
Wer oder was ist PAUL?
PAUL steht für Persönlicher Asisstent für unterstützes Leben. Dahinter steckt eine Unterstützungs- und Kommunikationsplattform, die ganz einfach über ein Touchdisplay via eines speziellen Tablets bedienbar ist.

Die Konzeption und Umsetzung der Bedienoberfläche wurde mit der Methode des User Experience Desings erstellt, wobei die Nutzergruppen bei der Entwicklung so früh wie möglich miteinbezogen werden.
Das Ergebniss: eine übersichtliche, leicht verständliche und gut lesbare Menü- und Bedienoberfläche. Es lässt sich alles einfach und intuitiv über das Touchdisplay steuern.
Was genau bietet PAUL?
Inhalte dieser Plattform, die auch kontinuierlich weiterentwickelt wird, sind eine Vielzahl von Multimedia- und Kommunikationsfunktionen.
Aktuell stehen folgende Funktionen zur Verfügung:
Mit PAUL können die Teilnehmer beispielsweise E-Mails senden und empfangen oder mit ihren Angehörigen, Bekannten oder anderen Nutzern über Videotelefonie kommunizieren. Außerdem können haushaltsnahe Dienstleistungen, wie die Lieferung von Lebensmitteln oder Fahrdiensten, bestellt werden. Zudem kann PAUL genutzt werden, um Bücher oder Zeitungen online zu lesen, ausgewählte Gesundheitsinformationen abzurufen, Internet-Radio zu hören sowie Termine in einem Kalender zu verwalten oder Notizen zu speichern. Eine Wecker-Funktion und die Möglichkeit, Bilder, Videos oder Musik in einer persönlichen Galerie anzulegen gehören ebenfalls zu den Grundfunktionen von PAUL.
Für die NWGA-Teilnehmer findet in regelmäßigen Abständen ein Treffen im Café PAUL zum gemeinsamen Beisammensein und Erfahrungsaustausch statt. Außerdem geben Experten Tipps zur Bedienung und stehen für alle Fragen und Anliegen rund um PAUL zur Verfügung.

Für die Zukunft ist u. a. eine Online-Videosprechstunde mit Ärzten sowie ein „Schwarzes Brett“ mit Veranstaltungshinweisen geplant.
Mein Fazit
Das NetzWerk GesundAktiv (NWGA) ist ein tolles Projekt mit Zukunftscharakter! Ich finde es klasse, dass es solche Projekte gibt, davon sollte es noch viel mehr geben. Denn meiner Meinung nach können und wollen ältere Menschen genau so gerne mit digitalen Geräten wie Tablets und Smartphones umgehen, wenn man sie lässt. Das beste Beispiel ist meine fast 80-jährige Oma, die mir regelmäßig in WhatsApp schreibt und sich über Bilder freut, um zu sehen was in meinem Leben gerade so passiert.
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Ausbildung zum Geronto-Clown
Klinik-Clowns haben sich in der Pädiatrie schon seit Jahren bewährt. Der Geronto-Clown will nun auch Menschen mit Demenz den Krankenhausaufenthalt erleichtern.
Für die meisten Menschen stellt ein Krankenhausaufenthalt schon ein außergewöhnliches Ereignis dar, das mit Aufregung, Ängsten und Stress verbunden ist. Aber was bedeutet das erst für Menschen mit Demenz? Wie sollen sie sich in der fremden Umgebung zurechtfinden, wo sie sich zudem völlig fremden Menschen anvertrauen müssen?
Modellprojekt Geronto-Clown
In einem Modellprojekt aus Rheinland-Pfalz sollen nun die positiven Erfahrungen mit den Klinik-Clowns in der Kinderkrankenpflege auf die Geriatrie übertragen werden. Die Idee ist dabei im Grunde dieselbe: Mit Humor und menschlicher Zuwendung Zugang und Vertrauen schaffen, ablenken und den Aufenthalt in der fremden Umgebung so erträglich wie möglich gestalten.

Wer kann sich wo zum Geronto-Clown ausbilden lassen?
Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz (LZG) bietet die Ausbildung zum Geronto-Clown an.
Eine spezielle Vorbildung ist, wie man auf der Website der LZG erfährt, nicht erforderlich. Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es ebenfalls nicht. Aber die Aufgabe erfordert Sensibilität, um zu erkennen, was die Patientin oder der Patient gerade braucht. Geronto-Clowns sind keine Auftrittskünstler, sie müssen sich vielmehr in ihr Gegenüber immer neu einfühlen und darauf spielerisch und humorvoll eingehen.
Die Ausbildung ist kostenfrei und wird von einer Hospitation in einem Krankenhaus begleitet. Neben allgemeiner Clownerie sind insbesondere Validation, eine Methode zum Umgang mit Menschen mit Demenz, und klientenzentrierte Kommunikation wichtige Ausbildungsinhalte.
Mit der Anmeldung verpflichten sich die zukünftigen Clowns, möglichst zwei Jahre für den Besuchsdienst bei Menschen mit Demenz zur Verfügung zu stehen.
Der SWR-Beitrag zeigt sehr schön, was Geronto-Clowns bewegen können.
Mein Fazit
Ein tolles Projekt! Aktuell gibt es zwar bei der LZG in Rheinland-Pfalz keine Ausbildungsplätze mehr, weil der Run auf das Angebot enorm war. Aber wenn das Projekt Schule macht, wovon ich ausgehe, dann werden die Kurse hoffentlich auch bald in anderen Bundesländern angeboten.
Weitere Beiträge zum Thema Demenz: MARIO für die Pflege Demenzkranker
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Demenz: Bauernhof statt Pflegeheim?
Bauernhöfe als Orte für Menschen mit Demenz? Als ich den Artikel in der Ärztezeitung gelesen habe dachte ich: „Klingt spannend, aber wie kann das funktionieren?“. Denken Sie vielleicht jetzt auch, deshalb will ich Ihnen hier gerne mehr dazu berichten.
Kooperationsprojekt Bauernhof
Die Landwirtschaftskammer und die Alzheimergesellschaft Schleswig-Holstein haben dieses besondere Pflegeprojekt ins Leben gerufen, in welchem Bauernhöfe spezielle Angebote für Demenz-Kranke bieten. Dabei steht es den Höfen frei, was sie anbieten möchten.
Auf dem Hof Petersburg z. B., wird gemütliches Kaffeetrinken im Kaminzimmer oder der Stube angeboten. Außerdem Spaziergänge über den Hof, Füttern der Tiere, Suchen von Eiern im Hühnerstall, Ernten von Früchten, Gemüse und Blumen oder einfach nur Ausruhen im Bauerngarten. Geschulte Ehrenamtliche und qualifizierte Fachkräfte begleiten die Menschen mit Demenz.
Auf dem Alpakaerlebnis Bauernhof von Sandra Hümpel kann man Spaziergänge mit den Alpakas unternehmen, mit Materialien vom Hof, wie Stroh, Wolle und Federn, basteln, das geerntete Obst weiterverarbeiten oder auch im traditionellen Butterfass Butter herstellen.
Sechs Höfe haben sich dem Projekt bereits angeschlossen. Bei allen werden die an Demenz erkrankten Menschen durch geschulte Ehrenamtliche und qualifizierte Fachkräfte begleitet. Angehörige wissen ihr Familienmitglied so in guten Händen. Sie können die Zeit für sich nutzen und erfahren Entlastung im Alltag.
Interessierte Landwirte, die sich dem Projekt anschließen möchten, sind jederzeit willkommen. Denkbar ist vieles. Tagesbetreuung, Wohngemeinschaft, Kurzzeitpflege. Das Kompetenzzentrum Demenz hilft, passende Konzepte zu entwickeln und unterstützt bei der Umsetzung vor Ort.
Der Bauernhof als Ort der Erinnerung
Bauernhöfe sind ideal, um Menschen mit Demenz emotional zu berühren. Viele von ihnen, gerade in ländlichen Regionen, sind auf einem Bauernhof aufgewachsen oder haben auf einem Hof gearbeitet. Tiere sind tolle, geduldige Partner. Das Beobachten, Streicheln und Füttern knüpft an Bekanntes an, schafft Nähe. Gemeinsame Spaziergänge, Blumen pflücken oder einfach nur die Natur beobachten weckt Erinnerungen.
Auf der Berliner Pflegekonferenz im November 2017 wurde das Projekt nun auch, wie ich finde zu recht, mit dem Marie Simon Pflegepreis ausgezeichnet.
Die Angebote der am Projekt angeschlossenen Höfe finden Interessierte auf der Homepage des Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein
Mein Fazit
Da immer mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, nimmt zwangsläufig auch die Zahl der Betroffenen zu. Medikamente können im frühen Stadium das Fortschreiten der Erkrankung verzögern. Heilung gibt es nicht. Alles richtet sich an den Bedürfnissen der Betroffenen aus, die Erkrankung steht im Mittelpunkt. Pflegende Angehörige kommen im Laufe der Erkrankung sehr schnell an ihre physischen und psychischen Grenzen.
Das Kooperationsprojekt in Schleswig-Holstein ist eine tolle Sache und bietet Entlastung für alle. Auch, wenn es noch in den Kinderschuhen steckt und aktuell auf wenige Höfe in Schleswig-Holstein beschränkt ist. Aber es ist ein Anfang und, wie ich finde, ein hervorragender dazu. Für die Betroffenen, denen so ein Stückchen Erinnerung und Lebensfreude gegeben wird, wie auch die pflegenden Angehörigen, die ein paar Stunden durchatmen können.
P. S. Auch für pflegende Angehörige und Pflegekräfte gibt es spezielle Unterstützung. Die Marte Meo Methode. Über dieses Projekt habe ich auf HealthcareHeidi vor kurzem berichtet. Es tut sich was, in der würdigen Versorgung Demenzkranker. Das finde ich phantastisch.
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AniTa – neue Onlineplattform als Angehörigen-Tauschbörse
Wenn die eigenen Eltern alt und unterstützungsbedürftig werden, stellt das entfernt lebende erwachsene Kinder vor eine schier unlösbare Aufgabe. Und genau hier setzt die neue Onlineplattform „AniTa“ mit einer Angehörigen-Tauschbörse an.
AniTa steht für „Angehörige im Tausch“. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften, das von der Gesundheitsökonomin Professor Susanne Busch und dem Informatiker Professor Boris Tolg geleitet wird.
Die Idee der Angehörigen-Tauschbörse

Die Idee der Angehörigen-Tauschbörse ist die, dass sich ein Teilnehmer um den in seiner Nähe wohnenden, betagten Angehörigen eines anderen, weiter entfernt lebenden Teilnehmers kümmert – und umgekehrt. Idealerweise soll der Tausch direkt zwischen zwei Familien stattfinden. Möglich ist aber auch ein Ringtausch.
Was machen die Tausch-Paten?

Was die Angehörigen-Stellvertreter, die so genannten „Tausch-Paten“, bei ihren Besuchen jeweils für Aufgaben übernehmen, verhandeln die Beteiligten – entsprechend dem individuelle Bedarf der Angehörigen – untereinander. Denkbar sind gemeinsame Unternehmungen wie der Besuch kultureller Veranstaltungen, Spaziergänge, ein Nachmittag im Café oder auch einfach nur das Vorlesen aus der Tageszeitung. Auch eine Begleitung bei Arztbesuchen oder Ämtergängen sowie die Begleitung anlässlich einer Pflegegrad-Begutachtung durch den Medizinischen Dienst können von den Stellvertretern vor Ort übernommen werden. Nur pflegerische Aufgaben, Geldgeschäfte oder Tätigkeiten zur Haushaltsführung sind ausgeschlossen.
„Durch die Vernetzung entfernt lebender Angehöriger können unkomplizierte, aber tragfähige „Patenschaften“ für unterstützungsbedürftige Ältere entstehen. Um das zu erreichen, sammeln wir Namen und Adressen aller Interessierten in einer Datenbank mit dem Ziel, für jeden Teilnehmenden einen passenden Tauschpartner zu finden.“, erklärt mir Frau Professor Busch.
Und so einfach kommt man zu einem Tausch-Paten
Wer eine Tauschbeziehung eingehen möchte, kann sich direkt über die Plattform anmelden. Zunächst registriert man sich mithilfe seines Vor- und Zunamens, Anschrift, Telefonnummer und einer gültigen E-Mail-Adresse. Nach der Registrierung bekommt man das Anmeldeformular per Mail zugeschickt. In diesem Formular kann man nähere Informationen über den individuellen Unterstützungsbedarf sowie Wünsche zu Art und Umfang der Tauschpatenschaft angeben. Das ausgefüllte Formular schickt man wieder zurück an AniTa und die Suche nach geeigneten Tausch-Paten beginnt.
Wie wird die die Angehörigen-Tauschbörse finanziert?
Für die Dauer einer Erprobungsphase wird das Projekt vom GKV-Spitzenverband finanziell gefördert. Weitere Projektpartner sind die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, der MDK Bayern und die Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz.
Das Projekt AniTa ist ein wissenschaftliches Forschungsvorhaben, das selbstverständlich evaluiert, d. h. fachgerecht begleitet und bewertet wird. Dafür werden die Teilnehmenden in regelmäßigen Abständen eingeladen, durch kurze Befragungen an diesem Bewertungsprozess mitzuwirken.
Mein Fazit
Eine großartige Idee und ein in meinen Augen längst überfälliges Projekt!
Die klassische Großfamilie, in der es früher selbstverständlich war, dass die Jungen sich um die Alten kümmern, ist eine Rarität geworden. Berufsbedingt leben viele ja überhaupt nicht mehr in der Nähe ihrer Eltern. Oder sie sind so eingespannt, dass sie die Fürsorge, die sie ihren Eltern zu Teil werden lassen möchten, gar nicht leisten können. Hier verspricht die Tauschbörse eine große Entlastung für alle Beteiligten. Wie die Menschen ihre jeweiligen Tauschpaten annehmen wird sich zeigen.
Wir sind gespannt und wünschen dem Projekt viel Erfolg!
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